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SV Kippenheimweiler 1949 e.V. - Ein Verein blickt zurück


Erste Anfänge

Auch wenn keine Unterlagen mehr vorhanden sind, so gibt es Erinnerungen von Zeitzeugen und Berichte aus dem Jubiläumsjahr 1974, die es ermöglichen, das Geschehen vor der Gründung und Ereignisse im Gründungsjahr aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums nachzuzeichnen.
Nachkriegszeit: Die Menschen fassen wieder Mut, die Jugend sucht Ziele. In dieser Zeit treffen sich immer wieder Sportbegeisterte wochentags am Abend, besonders aber am Samstag und Sonntag auf dem kleinen Platz hinter der Schule bei der Dreschmaschine. Autos, Fernsehen, Discos gab es noch nicht und so wurde dort meist bis zum Einbruch der Dunkelheit gekickt. Dabei entstand immer mehr der Wunsch nach einem eigenen Sportverein.
Aber es gab auch viele Vorbehalte gegenüber einer weiteren Vereinsgründung, denn viele Menschen, die bereits in bestehenden Vereinen waren, hatten die Sorge, dass das kleine Dorf keinen weiteren Verein verkraften könne.


Die Gründung

In vielen Gesprächen untereinander, vor allem mit den älteren, aktiven Spielern, die damals in Kippenheim spielten, entschloss man sich am 10. Februar 1949 zu der Vereinsgründung im Bürgersaal, obwohl viele befürchteten, dass der Verein keine lange Überlebenschance haben würde. Auch war der "Nachkömmling" im Kreise der Ortsvereine nicht von allen unbedingt erwünscht.
Zur Gründungsversammlung kamen etwa 25 bis 30 Personen. Hauptlehrer Karl Herrmann bot sich spontan an, den Vorsitz des neu zu gründenden Vereins zu übernehmen. Damit war die schwierigste Hürde genommen. Der Startschuss für den neuen Verein sowie die Wahlen des Vorstands war gefallen.
Karl Herrmann wurde einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt. 2. Vorsitzender wurde Max Zipf. Schriftführer Richard Studer. Oskar Beyer Kassierer und Hermann Hertenstein Jugendleiter.


Der erste Sportplatz

Trotz großer Vorbehalte ging man nun daran, die nötigen Lebensbedingungen unter schwierigsten Umständen zu schaffen. Dazu waren Verhandlungen mit der damals noch existierenden französischen Besatzungsmacht, dem Landratsamt, der Gemeindeverwaltung und der Erzbischöflichen Stiftungsverwaltung nötig. Dem neuen Verein wurden von diesen Gremien viel Verständnis und Wohlwollen entgegengebracht.
Die Erzbischöfliche Stiftungsverwaltung stellte beim Seegraben das Gelände für den künftigen Sportplatz zur Verfügung. Dessen Zustand in Bezug auf Unebenheit und Feuchtigkeit gaben allerdings manches Rätsel auf.
Man kann heute kaum nachvollziehen, welches Maß an Idealismus und tatkräftigem Einsatz damals nötig war, um ohne zur Verfügung stehende Geldmittel und heute so selbstverständliche Geräte und Maschinen einen Sportplatz gewissermaßen aus dem Boden zu stampfen. Statt einer Planierraupe gab es den Pflug und die Spaten und Schaufeln fleißiger Helfer. Statt einer motorgetriebenen Walze eine mit Steinen beschwerte Ackerwalze.
Eine originelle Idee fand sich in der kostensparenden Lösung des notwendigen Grassamens. Es genügte zunächst der Kauf einer bescheidenen Menge Edelgrassamen, die ergänzt wurde durch eine Ortssammlung von Heusamen leergewordener Heubühnen.
Die Beschaffung der Torpfosten, der Tornetze und insbesondere des Eisengestänges und die Pfosten für die Platzeinfriedung bereiteten der Vereinsleitung weitere Sorgen, wurden aber durch ein Provisorium bewältigt. Man beschaffte die erforderliche Menge an Stahlrohren in Gestalt von Siederrohren ausrangierter Lokomotiven. Maschendraht fand sich in dem "herrenlosen" Arsenal der Westwallrückstände und die Pfosten bekam man mit Hilfe einer Anleihebürgschaft der Vorstandsmitglieder von einem Fachgeschäft in Mahlberg.
Unterstützung erhielt der Verein aber auch durch die Nachbarvereine Allmannsweier, Nonnenweier, Dinglingen, Schmieheim, Mietersheim und Kippenheim, neben all der Einsatzbereitschaft des Großteils der Aktiven und Passiven bis zum heutigen Tag. Am 28. August 1949 konnte dann das erste Turnier mit den Nachbarvereinen anlässlich der Platzeinweihung durchgeführt werden.


Der zweite Sportplatz

20 Jahre später wurde dieser Sportplatz ein Opfer des Straßenbaus. Er musste der neu ausgebauten Straße nach Nonnenweier weichen. Nun galt es erneut, ein geeignetes Gelände zu finden. Der damalige 1. Vorsitzende Fleig und seine Vorstandskollegen verhandelten mit Eigentümern im Gewann Waldmatt, die ihren Eigenbesitz dem Sportverein zur Verfügung stellten. Hier konnte erstmals der Wunsch nach einem eigenen Sportheim verwirklicht werden. Die Brauerei Stöckle schenkte dem Verein eine Holzhütte, die wiederum in Eigenleistung mit viel Engagement und Liebe hergerichtet wurde. Fröhliche Feste und "feuchte" Abende sind noch heute bei vielen Mitgliedern in bleibender Erinnerung.


Das 25-jährige Jubiläum

Hier fand auch das 25-jährige Jubiläum vom 7. Juli bis zum 10. Juli 1974 statt. Das Festbankett begann am Freitag. Samstag und Sonntag wurden Fußballspiele ausgetragen. Am Montag waren ein Kinderumzug und Kinderbelustigung. Dazwischen gab es zwei Fußballspiele - Gründungself gegen Ortschaftsrat und Angelsportverein/Musikverein gegen Gesangverein/Freiwillige Feuerwehr. Und an jedem Abend gab es Tanz im Festzelt.


Der dritte und heutige Sportplatz

Parallel mit der Umsiedlung des Sportplatzes plante der damalige Bürgermeister Zipf mit seinem Ratsgremium ein auf Dauer einzurichtendes Sportgelände auf dem in Gemeindebesitz befindlichen Gewann Niedermatt. Den Auftrag zur Überplanung erhielt der Kippenheimer Architekt Schaubrenner im Januar 1971. Zwischenzeitlich kam die Eingemeindung zur Stadt Lahr, die die Planung bis zur Fertigstellung des neuen Sportplatzes mit seiner Einweihung am 16. Juli 1977 abschloss.
Ende 1975 war bereits der Bau des neuen Sportheims mit erneutem großen Arbeitseinsatz und Spendengeldern der Mitglieder fertig gestellt worden.
So konnte Oberbürgermeister Dr. Brucker dem Ortsteil Kippenheimweiler und dem 1. Vorsitzenden des Sportvereins Heinz Fleig zum neuen Sportheim die neue, moderne Sportanlage übergeben. Mit Stolz und Freude feierte der Sportverein diese Platzeinweihung als einen der Höhepunkte seiner Vereingeschichte. Diese Einweihungsfeier war auch Anlass zu einem großen Fußballturnier mit Tanz und Unterhaltung, das am Montag, dem 18. Juli 1977, mit dem Spiel einer Damenmannschaft gegen eine Herrenmannschaft mit einem 5:3-Sieg der Damen seinen Höhepunkt erreichte.


Weitere Abteilungen entstehen

Nachdem nun dem Verein eine großzügige Sportanlage zur Verfügung stand, konnte man sich der Erweiterung des sportlichen Angebots widmen.
1980 wurde die Tennisabteilung gegründet mit dem Bau einer Anlage von zunächst zwei Plätzen, die inzwischen auf drei Plätze erweitert wurde. 1986 wurde eine Judoabteilung ins Leben gerufen, 1987 die Abteilung Kinderturnen und 1989 kam eine Karateabteilung hinzu. Diese Angebote waren aber nur durch die neue Mehrzweckhalle möglich, die mit der Eingemeindung zur Stadt Lahr im Ortsteil Kippenheimweiler 1983 gebaut wurde und vom Sportverein genutzt werden konnte. Damit schließt sich der Kreis von den ersten Kickversuchen am alten Dreschschopf bis zum modernen Leistungssport in der neuen Halle, die auf dem Platz des alten Dreschschopfs steht.


Das 50-jährige Jubiläum


Zum 50-jährigen Jubiläum trafen sich am Tag der Gründung, dem 10. Februar 1999, viele Vereinsmitglieder im Sportheim. Nach einer kurzen Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Thomas Schneble, bei der er auch die anwesenden Gründungsmitglieder Günther Zipf und Eugen Heck, den Ehrenvorsitzenden Heinz Fleig, sowie die Ehrenmitglieder Werner Spathelfer, Richard Baier, Bernhard Schwende, Otto Stubanus und die im Jahr 1949 eingetretenen Mitglieder Bernhard Baier und Wilhelm Zipf besonders begrüßte, gab Ortsvorsteher Eberhard Roth einen Rückblick in die Geschichte. Aus der langen Amtszeit des ehemaligen Vorsitzenden Heinz Fleig trug dann Kurt Hertenstein ein mit vielen Pointen versehenes Gedicht vor.
Auch das Festbankett am 13. März 1999, das gemeinsam mit dem Schützen-Musikverein in der Festhalle gefeiert wurde, fand vor mehr als 300 Gästen eine große Resonanz. Beide Vereine hatten diese Veranstaltung unter das Motto "Spaß, Freude, Humor" gestellt und wurden dafür mit viel Applaus belohnt.
Zum Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten folgt die Jubiläums-Sportwoche vom 22. Juli bis zum 26. Juli 1999, die mit dem Durchbruch zum Erweiterungsbau des Sportheims beginnt.
50 Jahre wechselvolle Vereinsgeschichte: Freud und Leid, Höhen und Tiefen, aber immer mit Menschen, die sich engagieren - aktiv und passiv - gestern, heute, morgen.

Michael Jacob, Pressezuart - Nach Aufzeichnungen von Karl Herrmann, Richard Studer, Zeitungsausschnitten, mündlicher Überlieferung und aktuellem Zeitgeschehen.